Donau Ulm - Bratislava
Oktober 2021
Diese Fahrt sollte eigentlich schon im Herbst 2020 statt finden. Wegen Corona wurde sie um ein Jahr verschoben und auch in 2021 waren wir lange Zeit nicht sicher, ob sie stattfinden könnte. Einige Ruderclubs waren nicht sehr kooperativ (was möglicherweise nicht nur an Corona lag), andere waren dagegen extrem gastfreundlich. Vielen Dank an die freundliche Aufnahme. Auf Grund der vielen ausgefallenen Wanderfahrten hatten wir 28 Teilnehmer, was nicht nur für die Fahrtenküche eine ziemliche Herausforderung darstellte.
Mit zwei Kleinbussen ging es Freitag am frühen Nachmittag in Richtung Süddeutschland. Einige Staus später erreichten wir am Abend Ulm. Da sich der örtliche Ruderclub kurzfristig entschieden hatte, dass wir nicht übernachten können, ging es ins Hotel. Dieses lag etwas flussabwärts nahe am kleineren Ulmer Ruderclub, so dass wir morgens die Ruderer und den Anhänger mit wenig Aufwand zum Steg bekamen.
Die Donau ist auf dieser Strecke nicht gerade landschaftlich reizvoll. Die Landschaft ist flach und sumpfig. Die Donau ist eine Kette von schmalen Stauseen. Die insgesamt 7 Schleusen halten extrem auf, insbesondere da in die Schleusenkammern maximal drei Boote passten. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf, manches Mal sah die zweite Gruppe die Boote der ersten Gruppe noch ausfahren. Die Strömung war natürlich Null, die 43 km mussten komplett selbst gerudert werden. Am frühen Abend erreichten wir das Bootshaus des Ruderclubs Lauingen. Ein kleiner Ruderverein mit schönem Haus. Leider war hier die Heizung ausgefallen. Aber mit ein Paar Elektroheizungen und dicken Schlafsäcken ging auch das. Noch einmal vielen Dank an diesen Ruderclub, dass er uns trotz der Widrigkeiten aufgenommen hat.
Der nächste Tag bot nur 4 Schleusen, allerdings auch die Stromschnelle von Donauwörth. Wegen Wassermangels und wohl auch wegen einer Schleusenbaustelle unterhalb war der Wasserpegel der Donau soweit abgesenkt, dass die normalerweise nur etwas wellige Durchfahrt durch die Stromschnellen bei Donauwörth völlig unmöglich wurden. In der Mündung der Wörnitz legen wir im flachen Wasser an und hievten unsere Boote auf den 2m höher liegenden Uferweg, spazierten dann 300m den Uferweg entlang und setzten dann die Boote vom hoch liegenden Uferweg die Boote unterhalb der letzten Stromschnelle wieder ein. Mit 6 Ruderbooten waren wir längere Zeit beschäftigt. Mit Einbruch der Dämmerung kamen wir dann in Marxheim an, holten die Boote aus dem Wasser und verteilten die Mannschaften auf zwei Quartiere. Das Gästehaus direkt am Wasser hatte leider nur 20 Betten.
Der Morgen begann kurz nach dem Start mit der nächsten Umtrageaktion. Die nächste Schleuse war eine riesige Baustelle. Das Aussetzen an einem provisorischen Steg mitten in der Baustelle war noch die leichtere Übung. Das Wiedereinsetzen im Unterwasser über eine extrem steile Treppe, war dagegen gar nicht lustig. Wenn wir nicht einige erfahrene und sehr kräftige Ruderer dabei gehabt hätten, wäre das nicht möglich gewesen. Kleiner Tip probiert das nicht mit einer reinen Rentnertruppe! Die nächsten Schleusen waren dann glücklicherweise wieder alle in Betrieb, so dass der Rest der Strecke wesentlich entspannter weiter ging. Da die Etappe recht kurz war, erreichten wir schon am frühen Nachmittag Ingolstadt. Wir lagerten unsere Boote auf der Terrasse des Ruderclubs und quartieren uns ein. Einige nahmen noch den recht langen Weg nach Downtown auf sich, aber der Ruderclub liegt wirklich weit außerhalb.
Direkt nach dem Start kam sofort die erste Schleuse. Da es heute nur zwei Schleusen waren, gab es heute zum ersten Mal etwas Strömung. Allerdings war der Wasserstand weite so niedrig, dass man extrem auf Untiefen und Steinbänke aufpassen musste. Landschaftlich wurde es zunehmend besser, wir näherten uns dem Donaudurchbruch. Es waren erste Hügel zu sehen. Die Kiesbank vor dem Kloster Weltenburg ragte sehr weit in den Fluss. Hier legten wir an und mussten unsere Boote ein Stück hochtragen, so dass wir sie sicher und auch halbwegs materialschonend lagern konnten. Nach dem Anlegen besichtigen die meisten erst mal das Kloster (und teilweise die Klosterbrauerei), bevor wir zu unserem Quartier spazierten. Der Klostergasthof Schweiger ist sehr empfehlenswert. Wir hatten nicht nur schöne Zimmer für die ganze Meute, sondern auch ein “All you can eat” Abendessen, das selbst eine hungrige Gruppe Ruderer satt machte!
Der Donaudurchbruch war sicher die spektakulärste Strecke dieser Donaufahrt. Die Felsen erheben sich direkt aus dem Wasser, der Fluss ist hier schmal und die Strömung schob uns, selbst bei diesem schlechten Wasserstand, flussabwärts. Regensburg war nicht weit, so dass wir den ganzen Nachmittag Zeit für Sightseeing hatten. Unser Quartier beim Regensburger RK war gut wie immer. Ein riesiges Gebäude, gut geheizt und mit einer Einbauküche, so dass auch die Versorgung der Ruderer kein Problem darstellte.
Wir starteten bei trüben Wetter, zunächst ging es durch die Regensburger Sportbootschleuse und danach durch die Steinere Brücke. Bei Hochwasser erfordert das schon mal die volle Konzentration der Steuerleute, bei heutigen Wasserstand war es dagegen ein Kinderspiel. Wir passierten die Walhalla, die Ruhmeshalle der größten Deutschen, oder was die bayrische Regierung dafür hält. Das Wetter war weiter kalt, etwas Nieselregen nicht sehr gemütlich. Gegen Abend erreichten wir den Ruderclub Straubing. Hier mussten wir Boote weit nach oben schleppen. Ein dezenter Hinweis wie hoch die Donau hier auch stehen kann. Das Bootshaus ist nicht sehr groß, aber wir fanden alle Platz und die Heizungen funktionierten auch.
Mit knapp 79 km stand heute die längste Etappe an, allerdings komplett ohne Schleusen. Bei endlich wieder schönem Wetter ging es zunächst noch recht gemächlich los. Allerdings ist die Fahrrinne der Donau oberhalb von Deggendorf recht eng und ausgerechnet hier hatten wir plötzlich rund 10 Schiffsbegegnungen innerhalb einer Stunde. Wir kamen uns fast wie auf dem Rhein vor. (wegen einer Baustelle auf dem Fluss hatten sich die Schiffe wohl aufgestaut). Nach der Mittagspause in Deggendorf mündete die Isar. Und die brachte mächtig Wasser mit. Mit ungewohnt guter Strömung war die zweite Hälfte der Etappe wesentlich entspannter, so dass wir deutlich vor der Dämmerung in Vilshofen ankamen. Wir durften uns im Bootshaus ausbreiten, jeder fand einen Platz für seine Matte. Am Abend wurde dann noch der 4. Äquatorpreis des VL gefeiert. Der DRV sieht darin keinen Anlass zu feiern, wir schon.
Auf der nächsten Etappe war nach knapp 30 km erst mal ein Kulturstop angesagt. Nach passieren der Schleuse Kachlet, ruderten wir durch Passau. Direkt am Drei-Flüsse-Eck bogen wir in die Ilz ab. 1,5 km die Ilz aufwärts legten wir beim Kanuklub an und machten uns auf die Stadtbesichtigung von Passau. Feste Oberhaus mit dem berühmten Blick auf die drei Flüsse, Rathaus, Dom, Altstadt und das Drei-Flüsse-Eck wurden besichtigt. Danach ging es wieder zu den Booten, zurück auf die Donau und dann noch 12 km weiter bis Kasten. Ein winziger Ort am österreichischen Ufer. Hier konnten wir im Yachthafen anlegen und dann ein paar Meter zu unserer Pension laufen. Ein altes Gasthaus mit Platz für die ganze Gruppe und gutem Abendessen.
Am Morgen ging es bei dichtem Nebel los. Die Berge waren kaum zu sehen und auch auf dem Fluss war die Sicht nicht gut. Die letzte deutsche Schleuse ließ und eine Weile warten, aber schließlich wurden wir doch geschleust. Leider war auch unmittelbar hinter den Schleusen die Strömung Null, so dass wir bei 63 km wirklich alles selbst rudern mussten. Die dritte Schleuse ist quasi schon in Sichtweite des Ziel- Bootshauses von Ottensheim. Damit kannten die dortigen Ruderer den Schleusenwart und kündigten uns telefonisch an, so dass die Schleuse bereits mit offen stehenden Toren auf uns wartete. Das Anlegen in Ottensheim war dagegen wegen des niedrigen Wasserstands und einiger Kiesbänke eine echte Herausforderung.
Gleich nach dem Start stand die Stadtdurchfahrt durch Linz an. In der Stadt war der Nebel so hoch, dass man noch etwas sehen konnte. Das nicht sehr schöne Industriegebiet hinter Linz versank dankenswerter Weise im Nebel, der sich auch lange nicht heben wollte. Erst am Nachmittag kam die Sonne heraus. Die vom VL versprochene starke Strömung im Gebirgsdurchbruch vor Grein fiel leider wieder dem Wasserstand zum Opfer. Null Strömung an dieser Stelle hatte noch niemand von uns erlebt. Die Wahrschau- Anlage an der gefährlichen Engstelle stand etwas verloren da, ohne Strömung wirkte das ganze etwas lächerlich. In Grein dirigierte uns der Landdienst in einen Yachthafen mit Rampe, wo wir unsere Boote heraus nehmen konnten. Die Gruppe war auf ein Kloster und einen Gasthof verteilt. Das Kloster war wirklich urig und nicht wirklich auf Touristen zugeschnitten. Zum Abendessen wurden alle in den Gasthof verfrachtet.
Heute stand mit gut 45 km eine Kurzetappe an. Bei sonnigem Wetter ging es durch 2 Schleusen nach Melk. Wir legten beim Ruderclub an. Der Steg war, wie immer wacklig und sorgte vereinzelt für nasse Füße. Unsere beiden Pensionen lagen beide in Fußreichweite unser Anlegestelle, so dass eigentlich noch genug Zeit für eine Klosterbesichtigung gewesen wäre. Allerdings scheiterte dies an den abartigen Preisvorstellungen, so dass wir wieder nur die Klosterkirche, den Park und die Außenanlagen anguckten. Der Landdienst hatte eine Gaststätte überzeugt extra für uns noch einmal am Abend auf zu machen. 27 Leute waren ein gutes Argument für den Wirt.
Nun stand noch mal eine richtige Hammeretappe an, 72 km mit einer Schleuse. Da die erste Hälfte der Strecke durch die Wachau (einen weiteren Gebirgsdurchbruch) ging, war das nicht nur landschaftlich sehr reizvoll, sondern es gab zur Abwechslung sogar mal Strömung. Zunächst bewaldete Berg, dann Weinberge machten die Strecke sehenswert. In Krems ergießt sich die Donau leider ins Tullner Feld. Die Landschaft wird topfeben und die Strömung geht auf Null runter. Dazu kommt noch, dass man die Schleuse Altenwörth bereits aus 8 km Entfernung sehen kann. Nicht gerade sehr motivierend. Auch nach der Schleuse half die Strömung uns nicht. Als die letzten Boote von der Donau in die “Große Tulln” abbogen fing es schon an zu dämmern. Der Ruderclub Tulln liegt etwa 800m diesen winzigen Graben flussaufwärts. Das Bootshaus ist klein, aber gemütlich und der Landdienst hatte schon angefangen zu kochen, so das es bald Abendessen gab.
Für den nächsten Tag war ab dem Nachmittag Sturm angesagt. Wir starteten sehr früh. Der aufkommende Wind schob uns und die letzte Schleuse vor Wien schleuste uns sofort, so dass wir schon gegen Mittag in Wien ankamen. Wir verstauten unsere Boote halbwegs sturmsicher, während unser Fahrtenarzt die benötigten Corona- Tests bei unseren ungeimpften Kindern durchführte. Danach ging es in die Stadt zum Sightseeing. Zunächst zur Hofburg, dem Volksgarten mit dem Sissi- Denkmal und dann zu Fuß weiter die prunkvollen Bauten bewundernd. Nach einem kleinen Abstecher auf den Naschmarkt zerstreute sich die Gruppe, je nach Interessenlage. Einige machten am Abend noch den Prater unsicher und die meisten trafen sich danach noch beim Heurigen in Nußdorf. Praktischerweise lag das Weinlokal nur ca. 500m vom Bootshaus entfernt.
Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Stadtbesichtigung. Zunächst fuhren wir mit der U-Bahn nach Schönbrunn. Die meisten landeten im Schloßpark und vergnügten sich im Heckenlabyrinth. (ausdrücklich zu erwähnen ist das Manfred (81 Jahre) der drittschnellste im Labyrinth war) Danach teilten sich die Leute, ja nach Interessenlage auf. Foltermuseum, Kunstmuseum, Sissi- Museum, Naschmarkt. Allerdings trafen sich fast alle am späten Nachmittag auf dem Kahlenberg, um von hier durch die Weinberge zum Ruderclub zu wandern. Am Abend waren wir im Heurigen angemeldet. Da der heute den letzten Tag vor Saisonschluss hatte, gab es “All you can eat” für 15 Euro. Wenn Ruderer in der Nähe sind nie ein gutes Geschäft für den Wirt.
Der Abschlusstag waren noch einmal 64 km mit 1 Schleuse. Diese Schleuse ist jedoch 200m hinter dem Bootshaus von Donauhort und wir waren dank der Hilfe der Wiener Ruderkameraden angemeldet. Um 10 Uhr waren wir durch die Schleuse. Der enge Donaukanal hatte deutliche Strömung. Aber selbst als wir am Ende von Wien wieder auf die Hauptdonau trafen war gute Strömung. Dazu kam noch der Schiebewind mit bis zu 6 Windstärken. Treibend und segelnd kam ein Boot auf 13km/h. Hinter Wien säumen Auwälder die Donau, erst kurz vor der slowakischen Grenze rücken wieder Berge an den Fluss heran. Die gute Strömung und der Schiebewind stellte jedoch in Bratislava eine Herausforderung für das Anlegen dar. Letztlich sind alle Boot heil an den Steg gekommen, aber lustig ist die Anlege hier wirklich nicht. Immerhin schwamm dieses Mal der Schwimmsteg des örtlichen Ruderclubs wirklich. Keine Schräglage und die Killerboje direkt vor dem Steg war auch weg. Wir luden unsere Boote auf und schafften unsere Mannschaft in unser Quartier in der Innenstadt von Bratislava. Schöne Ferienwohnungen direkt im Stadtzentrum.
Die Rückreise von Bratislava nach Stahnsdorf war nur 90km weiter, als die Anreise nach Ulm und das obwohl wir über 700 km die Donau abwärts gerudert sind.
Nächstes Jahr wird die Fahrt fortgesetzt bis zur kroatischen Südgrenze.
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