Island- Wanderfahrt Teil 1 Teil 2
Hochland, Thingvellir, Südküste
September 2022
Heute stand einer der längsten Transporttage an. Vom Norden Islands bis in den Südwesten. 320 km höheren sich nicht viel an, aber auf Island ist das weit. Im Gegensatz zum Sonnenschein der letzten Tage ging es einen Großteil der Fahrtstrecke im schweren Dauerregen. Unglücklicherweise war ein Scheibenwischer des Geländewagens schon vor Tagen ausgefallen und konnte auch von einer Werkstatt nicht repariert werden. Die erste Hälfte der Fahrtstrecke war landschaftlich beeindruckend. Wir kurvten die Nordküste entlang, fast ständig mit Blick auf den Nordatlantik oder auf tief eingeschnittene Fjorde. Danach ging es auf der Ringstraße durchs westliche Hochland. Unter anderem durch den Ort Bifröst. Den Übergang nach Walhalla haben wir aber wohl verpasst. Am Nachmittag erreichten wir Fossatun, einen schönen Campingplatz direkt an einem Wasserfall, etwas abseits der Ringstraße. Wir hatten mehrere Hütten gebucht, die auch noch recht preiswert waren. Das Wetter war hier, weiter im Süden sonnig, so dass wir den Abend genießen konnten. Die Nacht brachte uns das spektakulärste Nordlicht, welches man sich vorstellen konnte.
Am nächsten Morgen sollte es entspannt weiter nach Fludir gehen einem zentral im “Golden Circle” gelegenen Ort. Weit kamen wir nicht. Auf einer unbefestigten Straße erwischte es einen Reifen des Kleinbusses. Das Repair-Kit funktionierte natürlich nicht, so dass der Geländewagen zum nächsten Reifenservice geschickt wurde, während der Rest der Mannschaft mitten im Nirgendwo des Hochlands ausharrte. Glücklicherweise bei schönem Wetter. Wir ergatterten einen neuen Reifen fuhren zurück und setzten die Fahrt fort. Erste regulärer Stop: Thingvellir. Eine Schlucht direkt im Grabenbruch zwischen amerikanischer und europäischer Erdplatte. In dieser Schlucht trat bereits vor 1100 Jahren das Altthing zusammen. Darüber hinaus sind die Schlucht und der anschließende See Thingvellirvatn wirklich sehenswert. Und leider auch sehr voll, wir waren nordisländische Einsamkeit gewohnt, hier war es eindeutig zu voll. Der Gipfel an Touristenabzocke war das treiben in einer Erdspalte zum See in Trockenanzügen. Man treibt genau 230m für 100 Euro. Das eigentlich geplante Rudern auf dem See fiel leider der Reifenpanne zum Opfer. Das finden einer Einsatzstelle wäre auch schwierig geworden. Einsetzen ist nur außerhalb des Nationalparks erlaubt, der das Nordufer bildet. Wir fuhren weiter zu unserem Quartier Nortia Appartements. Sehr schöne große Ferienwohnungen mit Balkon und Küche.
Wegen zahlreicher gesundheitlich angeschlagener Ruderer wurde auf Kulturprogramm umgestellt. Der Besuch des Geysir (der ist erloschen), bzw. des daneben liegenden Strokur (spukt alle paar Minuten) war extrem beeindruckend, aber auch extrem voll. Rummel wie auf dem Kudamm. Direkt daneben ist noch der Gulfoss zu bewundern. Ein gewaltiger Wasserfall. Etwas weiter liegen die Krater des Grimsnes-Feldes. Der Kratersee von Kerið ist wirklich sehenswert. Schließlich machten sich noch 4 Leute mit dem Geländewagen auf den Weg zum eigentlich geplanten Ruderziel Thorisvatn. Ohne Boote nur um zu erkunden, ob das bei einer zukünftigen Fahrt möglich wäre. Der Weg führte uns 100 km ins Hochland zu diesem riesigem Stausee. Schon die Anreise geht durch eine endlose Mondlandschaft. Der See ist beeindruckend groß und an seinem nordöstlichen Ende erhebt sich der Vatnajökull. Wir haben auch eine gute Einsetzstelle gefunden. Leider sind die letzten 5 km eine schwere Hochlandpiste, so dass man den See definitiv nur mit einem echten Geländewagen erreichen kann. Auf jeden Fall müsste man sich ein extrem teueres Hotel in der Nähe buchen, die Anreise aus der Ebene ist einfach zu weit.
Der letzte Tag führte uns zum aktiven Vulkan Fagradalsfjall an der Südküste bei Reykjavik. Dieser Vulkan ist erst 2021 entstanden und war noch bis kurz vor unser Ankunft aktiv. Vom Parkplatz ging es zunächst steil bergauf und dann über einen Höhenrücken direkt vorbei am Lavafeld von 2021, weiter zum Ausbruch von 2022 mit rauchendem Vulkanschlot direkt vor uns. Lava war leider nicht mehr zu sehen, dafür hätten wir drei Wochen früher da sein müssen. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Stop bei der blauen Lagune, Island schlimmste Touristenabzocke. Ein Spa mit teurem Hotel im Abwasserbecken eines Thermalkraftwerks. Schöner war dagegen schon die Strandkirche (Fischerkirche) an der Südküste. Vom Ufer aus konnten wir eine größere Ansammlung Seehunde beobachten.
Nach drei Tagen verließen wir unser Luxusquartier in Fludir wieder und fuhren entlang der Südküste nach Osten. Hier gibt es vor allem Wasserfälle zu bewundern. Zunächst der Seljalandsfoss eine kleinerer Wasserfall, bei dem man hinter dem Wasserfall lang laufen kann. Dank des guten Wetters leider eine endlose Schlange, um den Wasserfall von hinten zu betrachten. Kleiner Tip: besser nicht mit dem Bootsanhänger auf den Parkplatz fahren. Dank Supersicht konnte man auf dem Meer die 20 km entfernten Vestmännerinseln bewundern. Als nächstes der Skogafoss 60m hoch und 25m breit ein gewaltiger Wasserfall mit zwei sehenswerten Regenbogen im Wasserfall. Bei Vik bewunderten wir die schwarzen Lava-Strände und die Lava-Nadeln die vor der Küste aus der Brandung ragen. Weiter ging die Ringstraße unterhalb des Myrdalsjökull und dann endlos durch eine Schotterebene, bis am Horizont die gigantischen Eismassen des Vatanjökull auftauchten. Gegen Abend erreichten wir dann endlich Jökulsárlón, die Eislagune. Hier treiben kleine und große Eisberge vom Vatnajökull über eine Lagune zum Meer. Scharen von Touristen werden hier mit Amphibien- Fahrzeugen ins Wasser gefahren und um die Eisberge herum geschippert. Wir luden einen Inrigger ab und versuchten ihn möglichst schnell ins Wasser zu bekommen, da wir mit Protesten von Blockwarten rechneten. So etwa, “was wollt ihr den hier.” Isländer sind hier jedoch sehr entspannt niemand nahm Anstoß an unserem Treiben wir gingen mehrfach mit dem Boot aufs Wasser damit alle die wollten einmal um die Eisberge rudern konnten. Man stelle sich so etwas in Deutschland oder noch viel schlimmer in Frankreich vor..... Unser Quartier war nur ein Stück weiter in Borgarhöfn. Schöne Doppelzimmer ein kleiner Aufenthaltsraum, aber selbst für isländische Verhältnisse vollkommen überteuert.
Der Abreisetag verabschiedete sich wieder mit recht miesem Wetter. Die 300 km bis Egilstadir gingen hauptsächlich an der Küste entlang. Landschaftlich sehenswert, aber wir waren froh, dass wir hier nicht probiert hatten zu rudern. Zwischendurch war ein Tunnel von der Polizei gesperrt, wir wurden schon nervös, aber es wurde nur ein Schwertransport durch den Tunnel gebracht. Wir waren pünktlich am Flughafen von Egilstadir. Schön wenn man direkt vor dem Haupteingang zum Terminal mit einem Bootsanhänger parken kann. Der Rest der Mannschaft fuhr über die Passstraße zum Fährhafen. Dieses Mal konnte man sogar etwas von der Landschaft erkennen. Das Personal von der Smyril-Line hatte dazu gelernt, wir wurden mit dem Bootsanhänger aufs LKW-Deck verladen. Der Fahrer war dankbar.
Dreieinhalb Tage entspannte Rückfahrt mit der Fähre. Den Zwischenstop auf den Faröern nutzen wir für einen Spaziergang durch die Stadt und den Stadtpark (gibt es hier wirklich). Lediglich das “Wikinger”-Büffet am letzten Abend auf der Fähre traf nicht so ganz unseren Geschmack. Selbst unser VL fand das etwas zu fleischlastig und der steht ja nicht unter dem Verdacht Veganer zu sein.
Von Hirtshals nach Stahnsdorf 800 km Auto fahren und wir waren wieder zu Hause.
Erlebnisreich, nicht so viele Ruderkilometer, aber eine schöne Wanderfahrt. Beim nächsten Mal sollte man sich vielleicht noch mehr auf die Nordfjorde konzentrieren. Meist ist es hier etwas trockener. Dazu natürlich die beiden Hochlandseen, die dieses Mal ausgefallen sind.
Der Golden Circle ist völlig überlaufen, der Myvatn ist zwar auch nicht leer aber noch erträglich. Der Rest von Island ist wirklich einsam.
Das Wetter war besser als in Island erwartet und für isländische Verhältnisse relativ wenig Regen und recht warm (meist 12-16 Grad). Möglicherweise hatten wir Glück.
Autofahren auf Island (speziell mit einem Bootsanhänger) erfordert abseits der Ringstraße extreme Fahrkünste und ist nichts für Anfänger. Selbst auf der Ringstraße gibt es noch einspurige Brücken (mit dem Gegenverkehr einigen) und teilweise gibt es einspurige Tunnel mit Ausweichstellen im Tunnel. Nach unseren Erfahrungen immer ein Ersatzrad mitnehmen, Reifen-Repair-Kits sind für die Großstadt. Man kann durchaus unbefestigte Straßen fahren, aber wenn irgendwo das Schild Hochland-Piste steht, braucht man wirklich einen Geländewagen und nicht nur einen SUV (die sind für die Disko). Vielen Dank an Wolfgang, dass er seinen Ford Maverick zur Verfügung gestellt hat.
Noch ein Wort zu den Booten. Alles andere als ein Inrigger ist völlig fehl am Platz. Nein keine C-Boote, keine E-Boote, keine D-Boote. Wer so etwas versucht ist lebensmüde.
Die Ruderer müssen gut trainiert sein und im jedem Boot sollte ein Langtursteuermann oder ein 5er Obmann sitzen. Wir haben mehrere Tage das Rudern ausfallen lassen, weil das Wetter zu kritisch war. Nur sehr dumme Leute versuchen bei jedem Wetter zu rudern.
Island- Wanderfahrt Teil 1
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