Stahnsdorf bis zur Küste Teil 2
Sommer 2021
Spreewald - Oder - Finowkanal - Havel - Mecklenburger Seenplatte - Elde - Elbe - Hamburg - Störmündung bei Glückstadt
1131 km im Ruderboot
Eigentlich wollten wir nach Finnland, allerdings wollten die Finnen wegen Corona niemand ins Land lassen, daher galt es mal wieder kurzfristig etwas Neues zu finden.
Am letzten Schultag ging es los. Nachdem alles Gepäck in den Booten verstaut war, ruderten wir, mit 4 Booten den Teltowkanal aufwärts bis nach Wendenschloß. Da wir pünktlich ankamen, konnte noch für das Abendessen eingekauft werden. Übernachtet wurde im Ruderbootshaus von ProSport. Der Transport von größeren Mengen an Lebensmittel in den Booten war auf Grund der hohen Temperaturen schwierig. Nur absolut haltbare Sachen konnte man mitnehmen.
Am nächsten Morgen ging es über den Langen See und die Dahme weiter aufwärts. Das Nadelöhr, die Schleuse Neue Mühle, hielt uns kaum auf, da am Donnerstag Mittag der Verkehr an Hausbooten noch nicht allzu schlimm war, so dass wir gleich geschleust wurden. Wir kamen so gut vorwärts, dass wir uns sogar noch verspätete Mittagspause bei Kuddels Lustiger Stube gönnen konnten. Danach mussten wir in Prieros von der eigentlichen Route in den Spreewald abweichen und in Richtumng Teupitz einen 6 km Umweg in Kauf nehmen. Hier hatten wir einem alten Ferienlager ein Quartier gebucht. Einige Schlafräume und einen Aufenthaltsraum in einem renovierten Plattenbau. Die Jugend nutzte ausgiebig den zugehörigen Badestrand.
Nachdem wir die 6 km zurück zur Dahme gerudert waren, ging es durch die Schleuse Prieros weiter aufwärts. Hier schlängelt sich die Dahme als kleiner Wiesenfluss durch die menschenleere Landschaft. Nach einer weiteren Schleuse erreichten wir das Wehr von Märkisch-Buchholz. Dieses liegt am Spree-Dahme- Umflutkanal. Die eigentliche Dahme mündet als winziger Bach kurz vor dem Wehr. 90% des Wassers kommt eigentlich gar nicht aus der Dahme, sondern ist Zuschusswasser aus der Spree. Mit einer, wie immer schwergängigen Gleislore überwanden wir die 7m Höhenunterschied. Nach einem Kilometer rudern, ging es über die zweite Gleislore, allerdings nur 1m Höhenunterschied. Wenig später überquerten wir den Köthener See und tauchten in den Unterspreewald ein. Hier kamen wir deutlich langsamer vorwärts, einmal wegen vielen Kurven und Engstellen, aber auch wegen einiger Freizeitpaddler, die häufig ihre Boote nicht wirklich unter Kontrolle hatten. Wie schon seit 2 Jahren war die obere Puhlstromschleuse immer noch defekt, so dass wir über eine extrem enge Umleitung über das Zerniafliess zur Hauptspree ausweichen mussten. Gegen Abend erreichten wir die Jugendherberge Lübben. Auf Grund der Corona- Maßnahmen gab es kein Abendessen, so dass wir draußen unseren Kocher aufbauten und selbst für Essen sorgten.
Auf der Runde durch den Oberspreewald blieben wir sogar meist trocken, zwei kurze Schauer zählten wir in diesem Sommer gar nicht mehr mit. Der Touristenverkehr hielt sich einigermaßen in Grenzen, da wir die Hauptziele der Kahnfahrer geschickt umgingen. Am Spätnachmittag fanden wir uns wieder an der Jugendherberge ein.
Von jetzt an ging es erst einmal flussabwärts. Leider war davon auf der Spree nicht viel zu merken. Der Wasserstand war OK, aber halt nahezu ohne Strömung. Zunächst noch durch die Ausläufer des Spreewalds, dann zum Neuendorfer See. Am Ende dann eine längere Zwangspause an der Schleuse Alt-Schadow. Diese schleust nur alle 2 Stunden und wir hatten die Schleusung knapp verpasst. Danach windet sich die Spree wirklich idyllisch durch eine Auenlandschaft mit versumpften Nebenarmen. Mal kleine Waldstücken am Ufer, dann wieder flache Wiesen. Nach einer weiteren Schleuse und schier endlosen Windungen der Spree erreichten wir den Schwielochsee und etwas weiter nördlich unser Quartier für zwei Nächte, den Ferienhof Bahlens-Schur. Schöne Ferienwohnungen und eine große Küche.
Zur Entspannung nach der extrem langen Etappe am Vortag drehten wir heute nur eine Runde zum Südende des Schwielochsees nach Goyatz. Hier liegt der einzige Supermarkt der Gegend, der vom Wasser aus erreichbar ist. Nach längeren Shopping ging es wieder nordwärts zurück zum Quartier.
Nach der Ausruhstrecke vom Vortag ging es heute wieder richtig zur Sache, knapp 60 km bis Eisenhüttenstadt. Zunächst die Spree weiter abwärts, landschaftlich weiter sehr reizvoll. Mit erreichen des Oder-Spree-Kanals war es dann mit den wasserbaulichen Highlights vorbei. Der Kanal ist ziemlich gerade und stinklangweilig. Er geht zwar zunächst durch den Wald als krönender Abschluss führt er jedoch mitten durch das Stahlwerk von Eisenhüttenstadt. Positiv ausgedrückt Industriekultur vergangener Jahrzehnte. Als zusätzliches Handicap stellte sich noch das Wetter heraus. Die letzten 20 km hatten wir ständig Gewitter im Nacken. Die ersten beiden Boote schafften es bei einsetzendem Nieselregen, direkt vor dem Unwetter im Bootshaus des örtlichen Ruderclubs anzukommen. Die anderen Boote hatten nicht soviel Glück und mussten anlegen, stellten sich unter Brücken unter und kamen zwei Stunden später an. Die Wassermenge in den Booten war beeindruckend. Immerhin hatten die Besatzungen der ersten Boote inzwischen fürs Abendessen eingekauft, der Lidl ist direkt neben dem Bootshaus.
Der Folgetag fing leider bereits beim Start mit leichtem Regen an. Zunächst ging es mit der Schleuse Eisenhüttenstadt 12m nach untern auf Oderniveau. Der Wasserstand der Oder war nicht schlecht, so dass wir trotz 70 km Ruderstrecke keine Probleme erwarteten. Leider weitete der Regen sich zu schwerem Landregen aus, 10-12 mal verstärkt auf monsumartigen Platzregen. Unser Ziel war ein Fischerhof auf deutscher Seite kurz vor der Warthemündung. Glücklicherweise hatten wir Zimmer gebucht und mussten nicht zelten. Der Wirt stellte schon bei Ankunft eine ganze Batterie von Wäschetrockner auf. Die Wetter-App meldete für diesen Tag 170l Regen auf den Quadratmeter in dieser Region. Wir wunderten uns nicht mehr über das Versagen des Regenzeugs. (dies war übrigens der Tag an dem in Westdeutschland das Ahrtal absoff)
Der Morgen begann mit weiter schwerem Landregen. Da für den Mittag Wetterbesserung (weniger Regen) angesagt war, verzögerten wir den Start letztendlich bis 14 Uhr. Dann mussten wir uns jedoch auf den Weg machen, damit wir die Etappe irgendwie noch schafften würden. Vorsorglich hatten wir Paul angerufen und ihn gebeten am Abend mit dem Auto zu kommen, falls wir die Etappe nicht schaffen würden. Nach 60 km mit wirklich abnehmenden Regenmengen (gegen Abend sogar trocken) schaffte es das letzte Boot um 21:40 die Schleuse Hohensaaten zu passieren (Schließzeit 21:45) und in der einbrechenden Dunkelheit unser Quartier am Oderberger See zu erreichen. Paul hatte bereits eingecheckt und wartete auf uns. Eine schöne Pension nur wenige Meter vom Ufer entfernt und Betten für die ganze Mannschaft.
Am nächsten Tag ging es sogar bei trockenem Wetter auf den Finowkanal. Die lächerlich kurze Strecke von 26 km kostete uns dank 8 Schleusen trotzdem den ganzen Tag. Da die Schleusen nur bis 17 Uhr offen haben, wurde es zum Schluss sogar noch ziemlich knapp. Beim Kanuklub Finowfurt legten wir im Hafen an. Hier hatten wir dann zum letzten Mal für eine ganze Weile ein Dach über dem Kopf.
Den letzten Rest vom Finowkanal schafften wir am nächsten Vormittag. Hier verlies uns unser Kurzstrecken- Zweier (nur 450 km). Diese Mannschaft bog nach Süden ab und ruderte über den Oder-Havel-Kanal und Havel, mit einer Übernachtung beim Ruderclub Birkenwerder wieder nach Hause. Die anderen drei Boote wechselten auf den “Langen Trödel” und ruderten nordwärts. An diesem Tag nur eine kurze Strecke nach Liebenwalde. Den dortigen Wasserwanderrastplatz kannten wir schon vom Vorjahr. Mit einem längerem Marsch zum örtlichen “Schwarzmarkt (Lidl)” versorgten wir uns noch einmal mit Lebensmitteln. Auf der Folgestrecke sind nicht nur die Rastplätze knapp, sondern auch die Lebensmittelmärkte nicht so gut erreichbar.
Die Havel nördlich von Liebenwalde ist als schmaler Kanal ausgebaut. Nicht wirklich hässlich, aber auch nicht landschaftlich ansprechend. Dank des schmalen Kanals hatten wir immerhin Chancen auf Schatten, dass Wetter war inzwischen recht warm geworden. Erst auf halber Strecke, ab Zehenick wird die Flusslandschaft ansprechender. Hier gibt es eine kurvenreiche Strecke mit vielen Altarmen, Schilffeldern und viel Natur. Leider gab es wieder Probleme mit den Schleusen. Zwischendurch sind einige Schleusen mit verkürzter Öffnungszeit, wir schafften es nur mit Mühe die letzte Schleuse zu bekommen. Am frühen Abend kamen wir in Bredereiche an. Hier hat der Ruderclub Hevella eine Außenstelle. Ein schönes Grundstück mit Bootslager, Sanitärausstattung und Küche. Wir bauten unsere Zelte auf und genossen das Landleben. Leider auch ohne Handyempfang und ohne richtige Einkaufsmöglichkeit.
Bei der Tagestour am nächsten Tag wollten wir nicht nur die besonders reizvollen Lycher Gewässer erkunden, sondern auch möglichst nah an einen Supermarkt heranrudern, um einzukaufen. Kurz hinter Bredereiche erreicht die Havel mit dem Stolpsee den Anfang der Mecklenburger Seenplatte. Wir bogen auf dem Stolpsee sofort wieder ab, durch die Schleuse Himmelpfort in die Lycher Gewässer. Zunächst ein kleinerer See, dann eine lange Streck Fliess, und dann über den Großen Lychensee nach Downtown. Nach ein paar weiteren kleinen Seen, machten wir die Boote fest und spazierten 100m zum Einkaufen. Den Regenschauer verbrachten wir im Supermarkt, auf dem Rückweg nach Bredereiche wurde das Wetter schon wieder besser.
Nach diesem Abstecher ging es am nächsten Tag die Havel weiter aufwärts. Wir passierten Fürstenberg und einige weitere Schleusen mit langen Warteschlangen. Auf dem Ellbogensee bogen wir von der Havel ab und folgten der Müritz-Havel- Wasserstrasse, die hier fast ausschließlich aus langgestreckten Seen besteht. Etwas später zweigten wir auf die Rheinsberger Gewässer und nach Flecken Zechlin ab. Beim örtlichen Ruderclub hatten wir mal wieder ein Dach über dem Kopf, wenn auch Aufenthaltsraum wegen eines Wasserschadens nicht nutzbar war, aber die Bootshalle tut es ja auch.
Nun stand mal wieder eine Tagestour an. Schloss Rheinsberg ist immer einen Ausflug wert. Wir ruderten halb ums Schloss herum und bis zum Rhin- Wehr, weiter geht es hier leider nicht. Zur Mittagspause, beim Ruderclub Rheinsberg wurde noch einmal eingekauft, da der Supermarkt in Flecken Zechlin extrem ungünstige Öffnungszeiten hatte.
Für die Strecke nach Mirow nahmen wir, wie üblich den Umweg über den Gobenow und Rätzsee. Die Strecke ist deutlich länger und ziemlich zum Schluss mussten wir an der Flether Mühle unsere Boot umtragen, aber man tut alles um das übelste Stau-Nadelöhr, die Schleuse Diemitz zu umgehen. Außerdem ist der Umweg landschaftlich wesentlich reizvoller und zum größten Teil für Motorboote gesperrt. An der vorher noch zu passierenden Schleuse Canow gibt es glücklicherweise eine Bootsschleppe, so dass man hier den Stau einfach umgehen kann. Pünktlich zur Umtrage an der Fleether Mühle fing es zu nieseln an, gut das es hier eine Gaststätte gibt. Am späten Nachmittag erreichten wir den Ruderclub Mirow.
Kurz nach Sonnenaufgang ging es in Mirow los und über die Bootsschleppe auf Müritz- Niveau. Zunächst ging es jedoch endlos über den Mirower Kanal, ziemlich langweilig und eintönig, aber entspannt. Mit dem erreichen der Kleinen Müritz war es mit der Entspannung vorbei. Bei nur 2-3 Windstärken Gegenwind ist die Kleine Müritz nur ein Witz, aber die Hauptmüritz stellt da schon eine ganz andere Herausforderung dar. Angesichts der Größe und der Anstrengung durch den Wind bekommt man ein Gefühl der unendlichen Weiten dieses Sees. Wir versuchten uns am westlichen Ufer lang zu drücken und die tiefen Buchten rund um Röbel etwas abzukürzen. Wir waren schließlich heilfroh, als wir schließlich die Binnenmüritz am Nordende erreichten. Der Wind hatte inzwischen deutlich zugenommen, dazu kamen noch kräftige Regenfälle. Da es in Waren keinerlei bezahlbare Quartiere gab (die halten sich anscheinend für die Côte d`Azur) mussten wir leider noch weiter. Der Kölpinsee ist immerhin dreimal so groß wie der Müggelsee und der Wind stand ungünstig. Unser Ziel am Fleesensee war ein Luxushotel mit eigenem Strand. Nach einer Brandungsanlege legten wir unsere Boote auf den Strand und stapften in voller Regenmontur ins Fleesensee Ressort und Spa. So ein Quartier hat man selten, wenn man mit dem RC KST auf Fahrt ist. Alle waren froh, dass man sich richtig trocken legen konnte. Auch das Abendessen war etwas über dem üblichen Fahrtenniveau.
Teil 2 von der Müritz bis zum Wattenmeer
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