51. Tour du léman à l’aviron
Samstag, 23.09.2023, kurz vor 08:00. 18 Ruderboote liegen bei kühlem, aber sonnigem Wetter auf dem fast windstillen Genfer See vor der Einfahrt zum Hafen der Société Nautique in Genf. Um 08:00 ertönt dann das Startsignal und schon geht es los, einmal im Uhrzeigersinn um den Genfer See herum. 160km liegen vor den 18 Teams, für manche bedeutet das 12, für andere über 16 Stunden rudern, rudern, rudern. In einem dieser Boote sitzen wir, das Team KST in der Shannon mit der Startnummer 9. Doch wie sind wir eigentlich dahingekommen? Vor einem Jahr, bei der 50. Edition der jährlich stattfindenden Tour du léman à l’aviron, die auch als inoffizielle Weltmeisterschaft des Marathonruderns gesehen wird, nimmt erstmals ein Boot des RC KST teil und gewinnt trotz spontaner Teilnahme und kurzer Vorbereitung direkt die Novizen-, also Beginner-Klasse. Schnell war klar: Das sollte nicht die letzte Teilnahme der KST-Marathongruppe an der Tour du Lac gewesen sein. Für das diesjährige Rennen sollte idealerweise eine Mixed-Mannschaft auf die Beine gestellt werden. Nach der EUREGA im Mai kristallisierte sich dann ein Team heraus, dass sich der Herausforderung stellen wollte. Mit Nirina, Tim und Florian waren drei Rudernde an Bord, die bereits 2022 den See umrundet hatten, Paul und Johanna ergänzten das Team. Den Start in die ruderrische Vorbereitungsphase bildete dann das Traditionswochenende auf der Oste in Hemmoor, wo unser Team auf der etwa 80km langen Strecke den Gesamtsieg erringen konnte. Von diesem Erfolg motiviert arbeiteten wir in den nächsten Wochen und Monaten fleißig an Technik, Kondition und Taktik. Wir ließen uns beim Rudern filmen (danke an Fabi von Collegia!), perfektionierten unsere Strategie für die Steuerwechsel, bauten schnellverstellbare Stemmbretter in die Shannon ein (vielen Dank an Tim!) und testeten aus mit welchen Skulls wir am besten fahren würden. Bis knapp zwei Wochen vorher lief es also richtig gut – dann kam leider der Rückschlag: Unsere Obfrau Nirina war erkrankt und es war schnell klar, dass sie nicht würde antreten können. Es galt also eine Ersatzperson zu finden. Zum Glück ließ sich ein weiteres Teammitglied aus der Mannschaft von letztem Jahr überzeugen noch einmal anzutreten – mit Lars aus Rostock waren wir dann wieder zu fünft. Danke an Lars für die spontane Bereitschaft! Wieder fahrtauglich ging es dann los nach Genf. Ein Teil der Mannschaft machte sich bereits am Mittwoch mit dem Anhänger auf den Weg. Am Freitag wurden Boot und Ausrüstung vor Ort vorbereitet und der Rest des Teams reiste an. Zusätzlich zu uns fünf Rudernden waren Stefan und Nirina als Landdienst und mentale Unterstützung dabei. Vielen Dank an Stefan, der uns gefahren hat, sowie an Nirina für die Organisation! Ab Freitagnachmittag wurde es dann langsam ernst. Erst die Obleutebesprechung, dann die offizielle Begrüßung sowie das Besprechen der Wettervorhersage für Samstag ließen die bevorstehende Herausforderung langsam real werden. Die Wettervorhersage brachte zudem noch eine Unsicherheit auf: Für Samstagabend war stark aufkommender Wind angekündigt, der das letzte Stück der Seeumrundung als sehr schwierig gestalten könnte. Es stand daher die Möglichkeit im Raum, das Rennen nicht wie geplant als Rundfahrt, sondern leicht abgewandelt stattfinden zu lassen. Die Veranstalter vertagten die Entscheidung auf Samstag. Nach einer kurzen Nacht ging es am Samstag um 08 Uhr dann endlich los. Da die Entscheidung zur Streckenführung abermals auf den Mittag vertagt wurde, fuhren wir vorerst unter der Maßgabe, dass die gesamte Seeumfahrt mit ihren 160km bewältigt werden muss. Unser Team KST kam gut vom Start weg, wir bekamen keine der üblichen Rangeleien des Massenstarts mit und fanden uns bereits nach kurzer Zeit unter den ersten 5 Booten des Rennens wieder. Schnell fanden wir uns im Regattamodus ein: Jede halbe Stunde wurde auf dem Steuerplatz gewechselt, also hieß es 2 Stunden rudern und eine halbe Stunde steuern – immer wieder. Die ersten Stunden gingen schnell vorbei, die Kilometer auf der Uhr wurden stetig mehr. Das Wetter war gut, nicht zu kalt, nicht zu warm, etwas sonnig, kaum Wind. Wir passierten die ersten Kontrollpunkte und waren nach einiger Zeit und ein paar gewonnenen Kopf-an-Kopf-Rennen das dritte Boot im Feld. Die nächste Challenge, der Angriff auf den zweiten Platz, gestaltete sich als anstrengender. Erschien uns das Boot vor uns am Anfang noch zum Greifen nah, vergrößerte sich der Abstand unseren Bemühungen zum Trotz nach einiger Zeit doch immer mehr. Die Nachricht unseres Landdienstes, dass das vorausfahrende Boot ausgerechnet in derselben Klasse wie wir, also bei den Novizen, startete, spornte uns zwar an, das reichte aber nicht aus, um wieder zur vorausfahrenden Mannschaft aufzuschließen. Die Regatta führte vorbei an malerischen schweizerischen Landschaften und Ortschaften, an deren Ufern nicht nur unser Landdienst, sondern auch andere Schaulustige standen, die uns zujubelten und anfeuerten. Nach gut 60km, als der Meilenstein, die Hälfte geschafft zu haben, langsam näher rückte, erreichte uns dann die Nachricht, dass die Strecke nun definitiv nicht um den ganzen See, sondern zum Kontrollpunkt Rivaz (ca. bei km 70) und dann auf demselben Wege wieder zurückführen würde. Wenig später kam uns auch schon das erste Boot wieder entgegen, nach einiger Zeit auch das zweite. Unsere Konkurrenz jetzt wieder im Blick, ging es hochmotiviert in Richtung Wendeboje und wenig später waren wir auch wieder auf dem Rückweg. Leichter Gegenwind, stellenweise kabbeliges Wasser und ein Regenschauer hielten uns auf dem Rückweg auf Trab. Zwischendurch kam auch das Boot hinter uns immer mal wieder in unser Sichtfeld, was uns zusätzlich motivierte alles zu geben. Kurz vor dem Ziel gab es dann nochmal etwas Verwirrung, was das Ansteuern einiger Bojen anging, da es unklar war, inwiefern die Strecke des Hinwegs wieder voll ausgefahren werden muss. Auf den letzten Kilometern kamen wir dann nochmal deutlich näher an das Zweitplatzierte Boot heran, am Ende waren wir dann aber das dritte Boot, was die Ziellinie überquerte. Etwa 45 Minuten nach dem Erstplatzierten, 6 Minuten nach dem Zweitplatzierten und insgesamt 11 Stunden und 28 Minuten nach dem Start kamen wir nach knapp 140km wieder an der Société Nautique in Genf an. Völlig erschöpft und teilweise mit einige Blessuren, aber glücklich alles gegeben zu haben, stiegen wir noch im Hellen unter den Beglückwünschungen der Landdienste aus dem Boot. Den Abend verbrachten wir nach einer ausgiebigen Dusche (und teilweise Massage – die Veranstalter haben wirklich an alles gedacht) beim Nudelessen und sahen nebenbei zu, wie immer wieder ein weiteres Boot ins Ziel kam. Das letzte Boot kam erst ins Ziel, als wir schon kurz davor waren, in unsere Betten zu fallen. Am Sonntag stand dann das Zusammenpacken von Boot und Ausrüstung an, anschließend wurden die Preise verliehen. Eine gute Gelegenheit, die Konkurrenz des Vortages nochmal bei Lichte zu betrachten. Schnell wurde klar, dass es keinesfalls eine Schande war, sich den Gewinnern der Novizenklasse, dem Team 44West, sowie den Gesamtgewinnern (R.O.W.) geschlagen zu geben – herzlichen Glückwunsch an beide Teams! Anschließend wurde die Veranstaltung mit einem festlichen 3-Gänge-Menü abgerundet, bevor wir uns dann wieder in Richtung Stahnsdorf aufmachten. Vielen Dank an die Veranstalter für die Organisation sowie an alle, die uns bei der Vorbereitung und Durchführung geholfen und während des Rennens mitgefiebert haben!
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